Virtual Reality (VR) hat sich längst aus den Kinderschuhen der Gaming-Industrie befreit und schickt sich an, auch im Geschäftsleben Fuß zu fassen. Für mittelständische Unternehmen stellt sich die Frage: Ist die Investition in VR-Brillen ein Innovationstreiber oder lediglich ein teures Spielzeug?
Mythen und Wahrheiten
Bevor ich auf mögliche Einsatzgebiete eingehe, möchte ich exemplarisch einige der gängigsten Vorurteile näher beleuchten und prüfen, inwieweit diese tatsächlich noch relevant sind.
Vorurteil 1: Motion Sickness – Ein echtes Problem?
Ein weit verbreitetes Vorurteil gegen VR-Brillen ist die Angst vor Motion Sickness, also der Übelkeit, die durch die Nutzung verursacht werden kann. Dieses Problem tritt vor allem bei schnellen, bewegungsintensiven Spielen auf.
Doch wie sieht es im Business-Bereich aus? Die gute Nachricht: Bei den meisten geschäftlichen Anwendungen, wie z.B. virtuellen Meetings oder der Arbeit mit mehreren Bildschirmen, sind die Bewegungen deutlich weniger intensiv und gleichmäßiger. Dadurch wird das Risiko von Motion Sickness erheblich reduziert. Unternehmen wie Meta, das die Meta Quest 3 entwickelt hat, haben darüber hinaus stark in die Verbesserung der Bildqualität und der Bildwiederholrate investiert, um das Erlebnis so angenehm wie möglich zu gestalten.
Vorurteil 2: VR-Brillen sind schwer und unbequem
Ein weiteres oft genanntes Argument gegen VR-Brillen ist ihr Gewicht. Tatsächlich kann das Tragen einer VR-Brille über längere Zeiträume hinweg unangenehm werden. Doch auch hier gibt es Lösungen: Alternative Headstraps wie der BoboVR S3 Pro verlagern das Gewicht der Brille auf den gesamten Kopf, was den Tragekomfort deutlich erhöht. Diese Zusatzmodule verteilen das Gewicht besser und reduzieren Druckstellen, was die Nutzung auch über längere Zeiträume hinweg erträglich macht.
Vorurteil 3: Kurze Akkulaufzeit
Die Akkulaufzeit ist ein weiteres häufiges Problem, das VR-Brillen skeptisch betrachtet werden lässt. Besonders im Business-Einsatz kann eine kurze Akkulaufzeit hinderlich sein.
Doch auch hier gibt es Abhilfe: Die Meta Quest 3 bietet die Möglichkeit, Akkus im laufenden Betrieb zu wechseln, indem man auf Zubehör wie die bereits oben erwähnte BoboVR S3 setzt. So können Nutzer einfach auf Ersatzakkus zurückgreifen und ohne Unterbrechung weiterarbeiten.
Vorurteil 4: Probleme für Brillenträger
Für Brillenträger kann die Nutzung von VR-Brillen eine Herausforderung darstellen. Während die Apple Vision Pro nicht über eine Brille getragen werden kann, bietet die Oculus Quest 3 eine Lösung: Sie kann auch mit einer normalen Brille verwendet werden. Noch besser ist es jedoch, auf spezielle Einsätze wie die von VR Optiker zurückzugreifen, die maßgeschneiderte Linsen für die VR-Brille anbieten. Diese Einsätze verbessern nicht nur den Komfort, sondern auch die Bildqualität für Brillenträger.
Anwendungen, die VR-Brillen im Business sinnvoll machen
Ich bin der festen Überzeugung:
Ein Produkt ist gut, wenn es Probleme besser löst als andere.
Welche Probleme kann man nun mit einer VR Brille besser lösen?
Hierzu ein drei Beispiele aus meiner Praxis:
Virtuelle Arbeitsumgebungen
Für Mitarbeiter, die auf Dienstreise sind und nicht auf das gewohnte Setup an Computern und Bildschirmen zugreifen können, können VR-Brillen eine echte Alternative sein. Mit Anwendungen wie Virtual Desktop, Immersed oder dem sehr interessantem Ansatz von Fluid können Nutzer mehrere virtuelle Bildschirme nutzen, die ihnen den Zugriff auf verschiedene Informationsquellen gleichzeitig ermöglichen.
Das schafft Effizienz und Flexibilität, die mit herkömmlichen Laptops schwer zu erreichen ist.
Virtuelle Meetings und Schulungen
In Zeiten, in denen Remote-Arbeit immer mehr an Bedeutung gewinnt, bieten VR-Brillen eine immersive Möglichkeit für Meetings und Schulungen.
Mitarbeiter können sich in virtuellen Konferenzräumen treffen, Präsentationen halten und interaktiv zusammenarbeiten, als wären sie physisch im selben Raum. Dies fördert die Zusammenarbeit und das Engagement der Teilnehmer.
Die Praxis hat aber gezeigt, dass bei Mitarbeitern eine gewisse „Offenheit“ für technische Gadgets voraussetzt werden muss. Ansonsten kann es passieren, dass die neue, sehr inspirierende Dynamik nicht bei der ganzen Gruppe ankommt.
Virtuelle Immobilienbesichtigungen
Für Unternehmen in der Immobilienbranche bietet VR die Möglichkeit, Kunden virtuelle Besichtigungen von Immobilien durchzuführen, ohne dass diese vor Ort sein müssen. Potenzielle Käufer oder Mieter können sich durch die Räumlichkeiten bewegen und sich ein realistisches Bild der Immobilien machen, was die Entscheidungsfindung beschleunigt und den Verkaufsprozess effizienter gestaltet.
In der Praxis zeigte sich aber das bekannte „Henne-Ei-Problem“. Denn aufgrund der fehlenden Verbreitung der VR Brillen wurde das Angebot zu wenig genutzt, so dass es irgendwann eingestellt wurde.
Es wurde versucht die Idee in virtuellen Rundgängen, bei welchen ein VR Video auf der Webseite eingebunden wurde, aufzugreifen. Leider brachte es nicht den gewünschten Erfolg.
Fazit
Ob VR-Brillen im Business-Bereich sinnvoll sind, hängt stark vom jeweiligen Unternehmen und dessen spezifischen Anforderungen ab. Auch ist der Erfolg entscheidend davon abhängig, ob in dem Segment eine gewissen Verbreitung von VR Brillen vorausgesetzt wird.
Für Unternehmen, die auf Flexibilität, Effizienz und innovative Arbeitsweisen setzen, kann der Einsatz von VR-Brillen durchaus lohnend sein. Sie können nicht nur bestehende Probleme besser lösen, sondern auch neue Möglichkeiten für Zusammenarbeit und Produktivität eröffnen.
Letztlich bleibt es eine Frage der individuellen Geschäftsbedürfnisse und der Bereitschaft, in neue Technologien zu investieren.